Die Geschichte des Amateurboxens


Weltverband der Amateure, AIBA

Obwohl in Deutschland bis 1918 ein polizeiliches Boxverbot bestand, wurde 1912 der erste deutsche Boxverein, der SV Astoria Berlin, von dem Nestor des deutschen Boxsportes, Leonhard Mandler, gegründet. 1920 fand die erste Deutsche Meisterschaft im Amateurboxen statt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1946 in London zu einer Neugründung der 1920 in Antwerpen entstandenen FIBA. Der Weltverband der Amateurboxer heißt nun AIBA und ist für wesentliche Regeländerungen verantwortlich. Seit 1950 gibt es den Kampfabbruch beim dritten Niederschlag in einer Runde sowie die Schutzsperre beim Kopf- K.O. und seit 1984 ist das Tragen eines Kopfschutzes im Wettkampf verbindlich.

Beim Profiboxen waren/sind, anders als beim Amateurboxen, die Sicherheitsbestimmungen noch sehr lückenhaft. 335 Todesfälle im Ring von 1945 bis 1979 sprechen eine deutliche Sprache. 1980 begann man mit einer strikten sportärztliche Überwachung der Faustkämpfer. Dies bedeutete während und nach dem Kampf eine Erweiterung der Entscheidungsbefugnisse des Ringarztes.

Aufgrund der hohen Todeszahlen und Verletzungen ist das Profiboxen bis heute in Schweden verboten. Erst eine Novellierung 2006 machte es möglich das mit einer Ausnahmegenehmigung geboxt werden darf. Allerdings nur wenn nach den Amateurschutzbestimmungen geboxt wird.

Generell wird beim Boxen zwischen Amateuren und Berufsboxern unterschieden. Rein äußerlich unterscheiden sich die Amateure von den Profis dadurch, dass sie ein Trikot tragen, während Profiboxer mit nacktem Oberkörper antreten, sowie durch das obligatorische Tragen eines Kopfschutzes bei den Amateuren. Bei den Profiboxern beträgt die Kampfrunde drei Minuten, bei den Amateurboxern beträgt die Kampfrunde seit 1992 zwei Minuten.

Viel entscheidender sind die Unterschiede in den Handschuhen und Boxbandagen. Im Amateurbereich sind in den niedrigen Klassen bis zum Weltergewicht (67 kg) Handschuhe mit einem Gewicht von 8 Unzen (228 Gramm), seit 1984 werden ab dem Halbmittelgewicht (ab 67 kg) Handschuhe mit 10 Unzen (285 Gramm) Gewicht verwendet. Heute boxen die Amateure grundsätzlich in allen Klassen mit 10 Unzen.

Die Berufsboxer kämpften lange Zeit in allen Gewichtsklassen in der Regel mit 6 Unzen Handschuhen. Heute tragen die Profis meistens 8 und in den schweren Gewichtsklassen 10 Unzen. Das höhere Handschuhgewicht in den höheren Klassen der Amateure sollte die Schlagwirkung und somit die Schädigungsmöglichkeiten vermindern. Zudem müssen die Amateure im Wettkampf weiche Bandagen (z.B. Mull oder Flanell) mit je 2,50 m Länge und 5 cm Breite verwenden. Im Training, wenn harte Gerätearbeit auf dem Programm steht, kann man sich auch noch weicher bandagieren. Geben doch die Bandagen der Faust einen festen Halt und vermindern wesentlich die Verletzungsgefahr an Hand-, Daumen- und Fingergelenken. Das Bandagieren der Hände wird individuell meist unterschiedlich gehandhabt. Wichtig aber ist, dass das Handgelenk, die Grundgelenke der Finger und des Daumens sowie die Mittelhandknochen fixiert werden. Die „Profis” benutzen stellenweise auch heute noch so genannte harte Bandagen (z.B. Gummiband, Pflaster oder Leukoplast, die die Schlagwirkung erhöhen.

Zur Benotung der Kämpfe werden Punktrichter eingesetzt, die wie folgt die verschiedenen Treffer und Aktionen bewerten:

  • von den Handlungen des Gegners,
  • von der Beherrschung der vielseitigen Technik,
  • von dem taktischen Vermögen des Kämpfers,
  • von dem Entwicklungsstand der Reaktion, der Ausdauer und weiteren speziellen und allgemeinen Konditionellen Fähigkeiten.

 

Olympiaboxer Athen 2004

Computergestützte Punktwertungssysteme wurde zum ersten Mal während Boxweltmeisterschaften 1990 in Moskau eingeführt und befassten sich mit den Anforderungen, die diese Systeme an die Punktrichter stellt, wie die Schwierigkeiten in der Interpretation der Bewertung sowie den zu erwartenden Einfluss dieser Bewertungssysteme auf den Kampfstil und letztlich auch auf das Training. Bei den Amateuren besteht eine Einteilung in 12 Gewichtsklassen, bei dem Profibereich bereits 17 Gewichtklassen. Auf dem Wahlkongress in Kairo im Januar 2003 beschloss die AIBA, dass zukünftig beim olympischen Boxen die bisher 12 Gewichtsklassen auf 11 reduziert werden. Das Halbmittelgewicht wurde gestrichen und die Gewichtsspanne in den Limits Halbweltergewicht (bis 64 Kg) und Weltergewicht (bis 69 Kg) verändert. Hintergrund der Gewichtsklassen-Reduzierung war eine Vorgabe des (IOC)
zur Verringerung der Anzahl der Boxer bei Olympia.

Die neue Gewichtsklassen-Struktur:

  • Halbfliegengewicht (bis 48 kg)
  • Fliegengewicht (bis 51 kg)
  • Bantamgewicht (bis 54 kg)
  • Federgewicht (bis 57 kg)
  • Leichtgewicht (bis 60 kg)
  • Halbweltergewicht (bis 64 kg)
  • Weltergewicht (bis 69 kg)
  • Mittelgewicht (bis 75 kg)
  • Halbschwergewicht (bis 81 kg)
  • Schwergewicht (bis 91kg)
  • Superschwergewicht (über 91 kg)

Die Einführung des Frauenboxens wurde 1994 beschlossen. Beim Frauenboxen
gibt es 16 Gewichtsklassen:

  • Papiergewicht (bis 38 kg)
  • Papiergewicht (bis 44 kg)
  • Papiergewicht (bis 46 kg)
  • Halbfliegengewicht (bis 48 kg)
  • Fliegengewicht (bis 50 kg)
  • Bantamgewicht (bis 52 kg)
  • Federgewicht (bis 54 kg)
  • Leichtgewicht (bis 57 kg)
  • Halbweltergewicht (bis 60 kg)
  • Weltergewicht (bis 63 kg)
  • Halbmittelgewicht (bis 66 kg)
  • Mittelgewicht (bis 70 kg)
  • Halbschwergewicht (bis75 kg)
  • Schwergewicht (bis 80 kg)
  • Superschwergewicht (bis 86 kg)
  • Superschwerplusgewicht (über 86 kg)

Im November 2006 wurde Anwar Chowdhry nach 20-jähriger Regentschaft als Präsident der Internationalen Amateur-Box-Föderation AIBA gestürzt. Der 83 Jahre alte Pakistani unterlag in Santo Domingo/Dominikanische Republik auf dem AIBA- Kongress bei einer Kampfabstimmung knapp Chin-Kuo Wu (60) aus Taiwan. Chowdhry erhielt 79 Stimmen der insgesamt 165 Delegierten. IOC- Mitglied Wu vereinte 83 Stimmen auf sich. Eine Stimme war ungültig.
Der umstrittene Chowdhry hatte bis dahin das Amateurboxen stark geschwächt und durch undurchsichtige Machenschaften das IOC gegen sich aufgebracht. Dies ging so weit, dass das IOC einen Teil der der AIBA von Olympia 2004 zustehenden 9,15 Millionen Dollar weiter eingefroren hat. Auf dem neuen Präsidenten Dr. Wu ruhen nun die Hoffnungen das es wieder aufwärts geht im Olympischen Boxen.